@Stefan
Ich weiß, dass es beim Thema "Kundenmonitoring" etc. es auch andere Meinungen gibt.
Ich weiß, dass dort durchaus ernsthafte Forschung betrieben wird und in Zukunft, wenn die Analyseverfahren erheblich ausgefeilter werden, mag sich auch meine Meinung zum Thema Kundenmonitoring ändern; im Moment sehe ich - ganz privat (!) - jedoch den Hauptwert des Kundenmonitoring darin, dass dieses eine pseudoobjektive Argumentationshilfe für wirtschaftliche Entscheidungen gibt, da der Effekt nachgewiesen ist, dass Menschen (also der Chef, gegenüber dem man die eigenen Ideen verteidigen muss) eher gewillt sind, Aussagen Glauben zu schenken, wenn sie mit vielen Zahlen und bunten Diagrammen untermalt sind - und die liefern die Verfahren in fast beliebig großen Massen.
Ich bleibe der Meinung, dass man bei den modernen Verfahren mehr denn je darauf schauen muss, wie die Schlüsse überhaupt entstanden. So kann man beispielsweise eine über die Jahre eine starke statistische Korrelation zwischen Geburtenanzahl und und Storchenpopulation nachweisen (und das ist noch primitivste Statistik). Dennoch besteht keinerlei direkte Abhängigkeit zwischen diesen beiden Größen - so würde ein Einsatz für mehr Naturschutz nicht die Geburtenrate erhöhen

Vielmehr ist die Lebensweise, die 1970-200x entstand sowohl für den Rückgang der Störche als auch Geburten verantwortlich.
Blöderweise gibt es auch den gegenteiligen Effekt, dass statistisch Dinge gelten, die für den normalen Menschenverstand absolut unplausibel wirken (wer sich hier interessiert, google mal nach "Ziegenproblem" und überlege sich insbesondere, ob die Aussage noch gilt, wenn der Moderator *nicht* weiß, wo sich die Ziegen verstecken).
Ebensowenig behaupte ich, tatsächlich besser zu wissen, wie man das Geschäft geschickter macht ("bestenfalls" habe ich in dem erwähnten Bereich ein wenig mehr Kenntnisse, würde dafür jedoch in anderen Geschäftsbereichen aufs Peinlichste versagen, gerade in den Bereichen, die direkten Kundenkontakt verlangen, z. B. Verkauf).
Dass Großunternehmen zumindest früher viele richtige Entscheidungen getroffen haben, worauf sie groß geworden sind, ist kaum abstreitbar.
Warum gerade sie von dem Problem betroffen sind, dazu hätte ich 2 Thesen anzubieten:
1. gerade dort ganz "oben", wo die Entscheidungen getroffen werden, ist häufig (aber nicht immer!), der Zugang zu den Bedürfnisen zur Kundenzielgruppe nicht mehr da
2. bei kleineren Unternehmen sind solche Fehler schlicht und einfach ruinös
welche der Thesen (nicht ausschließend gemeint) zutrifft oder nicht, darüber kann ich nicht entscheiden - ich persönlich tendiere zu These 2 mit einem Mini-Touch 1. Allerdings liefern sie mögliche Erklärungsmodelle - und das reicht mir. Um hier eine schwer widerlegbare Argumentation zu schaffen, müsste ich umfangreich recherchieren - dazu fehlt mir Zeit und Lust. Stattdessen will ich ein paar historische Beispiele, die "nochmal gut gingen", zum Thema "Einschätzung des Kundenbedarfs" bringen:
"Die drahtlose Musikbox hat keinen denkbaren kommerziellen Wert. Wer würde für eine Nachricht bezahlen, die zu niemanden direkt gesendet wird?"
David Sarnoff über das Radio in den 1920ern
"Wer zum Teufel will schon Schauspieler sprechen hören?"
Harry Warner 1927 zur Idee des Tonfilms
"Ich glaube, es gibt einen weltweiten Bedarf an vielleicht fünf Computern."
IBM-Chef Thomas J. Watson 1943
"Die Leute werden schnell die Nase voll haben, Abend für Abend auf eine Sperrholzschachtel zu starren"
Chef von 20th Century Fox 1946 über den Fernseher
"Der gesamte Weltmarkt hat für höchstens 5000 Kopiergeräte Bedarf."
IBM gegenüber den Gründern des Kopiergeräteherstellers Xerox, 1959
"Wer braucht eigentlich diese Silberscheibe?"
Jan Timmer (Phillips-Vorstand) zur Compact Disc, 1982
"Nach sechs Wochen sind wir damit durch."
Dr.-Jo-Gerner-Darsteller Wolfgang Bahro über die RTL-Erfolgssoap "Gute Zeiten, Schlechte Zeiten", 1992
Ebenso handelt es sich bei der SMS ebenfalls nur um ein "Abfallprodukt" des GSM-Standards - eigentlich nur für interne Technikerzwecke vorgesehen - kein Marktstratege hatte da irgendein Potential erwartet.
Die Liste ließe sich problemlos fortsetzen und daran ändern auch noch so ausgefeilte Kunden-Monitoring-Verfahren in meinen Augen nichts.
Der Zyklustyp einer Permutation ist konjugationsinvariant.